Torn Apart


Immer wieder versuchte Kimiko das Fenster zu öffnen. Warum nur, warum funktionierte es nicht! Sie konnten ja nicht alle klemmen, oder etwa doch? Entnervt seufzte sie. „Das gibt’s doch nicht! Warum funktioniert das nicht? … Vielleicht sollte ich mal sehen, dass ich hier raus komme. Aber, irgendwie wirkt es gefährlich hier“ murmelte sie zu sich selbst, als sie etwas vernahm. Es war ein schmerzliches Stöhnen, nicht laut, aber sie hörte es gut. Es kam aus der Richtung der Tafel. Vorsichtig schritt sie in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Mit jedem Schritt sah sie mehr und mehr. Vor ihr lag eine Person auf dem Boden, ein junger Mann, seine Haare waren braun und er trug eine Schuluniform. Vorsichtig kniete sie sich zu ihm und stupste ihn sanft an. „Hallo? Alles okay?“ fragte sie ruhig. Der Junge machte seine Augen auf, sie waren braun, und sein Blick ging zu dem weißhaarigen Mädchen. „Ja, es geht schon“ meinte er noch etwas abwesend und setzte sich erst mal auf. Er rieb sich seinen Hinterkopf und sah sich um. „Was ist passiert?“ fragte er verwirrt, doch schon bald erkannte er den Ort, an welchem er war. Das… das konnte doch nicht sein! Er kannte diesen modrigen Boden, die verfallenen Wände… Aber wie? „Oh, nein! Sag nicht, wir sind wirklich in der Heavenly Host Elementary School!“ Kimiko blickte den Jungen verwirrt an. Heavenly was? Hieß dieser Ort hier so? „Ich habe keine Ahnung, was du meinst, aber wir sind nicht mehr in der Kisaragi Senior High, das kann ich sagen.“ meinte das junge Mädchen, ihr Gesicht war dabei fast emotionslos. Sie konnte sich ja nicht so gut ausdrücken, auch wenn sie nicht wusste warum. Ihre Eltern meinten, dass sie seit ihrer Herzoperation so komisch war, sie konnte sich selbst ja nicht mal daran erinnern, wie sie vorher war. Es zählte für das junge Mädchen auch nicht wirklich. Sie wurde von der Stimme des Jungen ihr gegenüber aus ihren Gedanken gerissen und sah ihn fragend an. „Wir sind alleine hier, oder?“ Kimiko nickte auf die frage hin nur. Sie war ja noch nicht aus dieser Klasse raus gegangen, vielleicht waren ja draußen in den Gängen noch Andere, ihre Freundinnen zum Beispiel. Hoffentlich würden sich Akiza und Rina nicht die Köpfe einschlagen, so oft wie sie stritten. „Wir sollten sie suchen gehen, damit wir schnell hier raus kommen!“ sagte der Braunhaarige und Kimiko nickte nur erneut als Antwort. Plötzlich hatte sie die Hand des Anderen vor sich. Etwas verwirrt sah sie auf sie. „Mein Name ist Satoshi Mochida, und du bist?“ Ah! Nun verstand sie, was der Schüler von ihr wollte. Sie nahm sanft die Hand des Anderen und schüttelte sie. „Kimiko Morishige, freut mich“ sagte sie ruhig. Wenigstens wusste sie nun den Namen, aber sie hatte auch irgendwie das Gefühl, als würde sie ihm trauen können. Satoshi blickte sie kurz verwundert an, doch ließ dann los. Als sich ihre Hände lösten machte Satoshi ein paar Schritte in Richtung der Tür. „Wir sollten gehen, hier ist es gefährlich, immer an einem Ort zu bleiben, außerdem müssen wir die Anderen finden.“ „Du kennst dich aber gut hier aus, Mochida-kun“ stellte die weißhaarige fest. Satoshi blieb kurz stehen und blickte die junge Dame an, er nickte und sein Blick wurde dabei etwas trauriger. „Ich war schon einmal hier… aber wir sollten nun wirklich los!“ Kimiko nickte nur als Antwort und machte sich mit ihm auf den Weg aus dem Klassenraum.

Draußen, vor der Tür, sah Satoshi sich etwas verwirrt um. „Aber… hier sieht es ja ganz anders aus, als letztes Mal.“ meinte er konfus. Kimiko achtete eigentlich nicht wirklich auf ihn, sie sah sich lieber Mal nach einem Weg um. Während Satoshi noch so grübelte, war Kimiko schon etwas weiter. „Mochida-kun! Hier geht es weiter“ rief sie dem Kisaragi Schüler zu, welcher aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Ich komme!“ antwortete er ihr und folgte ihr sofort. Er merkte, das Kimiko auf etwas am Boden starrte, doch was? Er blickte über ihre Schulter und sah sofort, was es war. „Geht es dir gut?“ fragte er besorgt. Er war es ja schon gewohnt, doch dieses Mädchen sah sicher zum ersten Mal eine Leiche, noch dazu eine halb verweste. Kimiko blickte ihn kurz an, nickte dann aber. „Es geht schon…“ murmelte sie und kniete sich hinunter zu dem verwesenden Haufen Fleisch. Satoshi beobachtete das Mädchen genau. Irgendwie war sie komisch… Sie beobachtete die Leiche genau, starrte sie richtig an und sah er da ein lächeln auf ihrem Gesicht? „Mochida-kun, ich hab was gefunden“ meinte sie und griff unter den Fleischhaufen hinein. Als sie ihre Hand heraus zog, hatte sie etwas Glänzendes in der Hand. Es war ein Schlüssel. „Mh, wo der wohl rein passt.“ murmelte sie zu sich selbst. Satoshi hatte die junge Dame schon ganz ausgeblendet, sie erhob sich einfach und machte sich auf zur nächst besten Tür. Sie probierte einfach mal den Schlüssel das Schloss zu stecken, und siehe da, es funktionierte! Vorsichtig schob sie die Tür auf und blickte probeweise erst mal hinein. Nicht, dass da drinnen etwas Gefährliches lauerte. Im Moment schien die Luft noch rein zu sein. „Mochida-kun? Komm mal her!“ reif sie, doch sie bekam keine Antwort. Verwirrt drehte sie sich um und sah den Gang entlang. Satoshi war weg! Nur, wo hin. „Ist er weggelaufen? Oder… war es etwas anderes?“ fragte sie sich selbst. Sie konnte ja sagen, dass dieser Ort gefährlich war, alleine schon von ihrer Vision! „Am Besten gehe ich ihn suchen“ sagte Kimiko zu sich und setze zu gehen an, doch sie kam nicht mal einen Schritt weit, denn von Hinten hatten sie zwei starke Arme gepackt und zogen das um Hilfe schreiende Mädchen in den Raum, welchen sie soeben aufgesperrt hatte.

„AHHHHHHHHHHH!“ ertönte ein lautes Geschrei durch die Gänge der Heavenly Host. Dieser Schrei lies einen zu Eis erstarren, zumindest ging es Rina und Akiza gerade so. Die Beiden waren gerade auf der Suche nach Kimiko gewesen, als sie den Schrei gehört hatten. „Rina-chan! Das war doch Kimiko!“ sagte Akiza entsetzte. Dieser Schrei, er verhieß nichts Gutes. Rina nickte nur. „Los! Das kam vom ersten Stock!“ rief sie und lief sofort los, Akiza dicht hinter ihr. Sie waren gerade im Erdgeschoß unterwegs gewesen und hatten versucht, die Eingangstür der Schule auf zu bekommen, doch Kimiko war wichtiger, da waren sich die beiden Streithähne einig. Als sie oben angekommen waren suchten sie jeden Raum ab, jeden Gang, doch nichts. „Das war doch eindeutig Kimiko! Warum finden wir sie nicht?!“ sagte Rina frustriert und schlug etwas sauer gegen die Wand. Akiza stand neben ihr und seufzte. „Es bringt uns auch nichts, wenn du die Wand vergewaltigst mit deiner Wut! Wir sollten zumindest froh sein, dass sie keine der Leichen war!“ Rina blickte sauer zu Akiza. „Sie war nicht bei denen, die wir gefunden haben, stimmt! Aber was ist, wenn sie irgendwo tot liegt? Du hast doch auch gesehen, was diese Geister mit der Leiche die wir vorhin gefunden haben gemacht haben!“ Akiza blickte sauer zu Rina. „Ach, halt die Klappe! Das weiß ich auch!“ fauchte sie genau so gereizt. „Aber weißt du, sie lebt, ich weiß, dass meine Kimiko lebt!“ „DEINE Kimiko? Sag mal hackt es bei dir? Sie ist nicht deine Kimiko? Sie steht nicht auf Frauen, kapier das endlich, außerdem, würde sie mich nehmen, bevor sie sich auf dich einlässt. Wir kennen uns schon länger!“ knurrte Rina die Weißhaarige an, doch Akiza lies sich davon nicht beeindrucken. „Das glaubst auch nur du! Mit einem Mannsweib wie dir, will doch keiner was anfangen! Ich hab auch gesehen, wie du diesen Kishinuma angeblickt hast, vergiss es Schlampe, er wird nie etwas mit dir anfangen. Du bist viel zu hässlich dafür“ Ja, wenn die Beiden mal am Streiten waren, ging es richtig zur Sache. Normalerweise würde Kimiko sie ja beruhigen, doch diese war gerade nicht da! Rina blickte sauer zu Akiza. „Das geht dich gar nichts an! Wenn es nach mir ginge, wärst du nicht mal in unserem Freundeskreis, Miststück!“ Akiza grinste nur breit und braute sich vor Rina auf. „Das zeigt doch, das Kimiko mehr auf mich als auf dich eingeht. Sie es ein, ich bin jetzt ihre beste Freundin, nicht mehr du!“ Nun reichte Rina aber. Wie konnte sie diese dumme Pute nur dazu bringen, endlich still zu sein. Während sie nachdachte ging ihr Blick an Akiza vorbei, und was sie da sah, brachte sie zum grinsen. „Weißt du was, du wirst nie ihre beste Freundin sein, und du wirst sie auch nie wieder sehen!“ Akiza sah Rina etwas verwirrt an und wollte gerade etwas erwidern, als sie einen harten Schlag im Magen spürte. Rina hatte ihr doch tatsächlich in den Bauch geboxt! Was fiel ihr eigentlich ein? „Du Verdammte!“ fauchte sie und wollte sich gerade aufstellen, als Rina nach ihr trat und ihr somit die Füße vom Boden weg zog. Als sie nach hinten fiel, sah sie nur noch Rinas breites Grinsen, welches leicht psychopatisch wirkte. „Stirb schön!“ rief die Rothaarige ihr nach und sah zu, wie Akiza in das Loch, welches die ganze Zeit hinter ihr im Boden gewesen war, fiel. Den Sturz würde sie nie überleben, und selbst wenn, würde sie sicher innerlich verbluten, dessen war sich Rina sicher. „So~ Wo ich meine Last endlich los bin, kann ich ja nun Kimiko und Kishinuma-kun suchen gehen~“ trällerte sie fröhlich vor sich hin. Das sie gerade einen Menschen umgebracht hatte, nein, dass sie Akiza umgebracht hatte, schien sie gerade sehr fröhlich zu Stimmen.

Etwas weiter Abseits hatte eine kleine Gestalt das ganze Schauspiel beobachtet. Das Grinsen der Gestalt war mindestens genauso Breit wie das von Rina. „Ich habe mir ja interessante Spielfiguren geholt. Das wird noch lustig!“ Mit einem lauten lachen verschwand die kleine Gestalt in der Dunkelheit der Gänge der Heavenly Host Elementary School.